So hatten wir uns das nicht vorgestellt...
- Moira, 45, Mutter eines Sohnes mit ADHS
- 11. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Unser erstes Kind war herzlich willkommen, wir waren entspanne und eher junge werdende Eltern. Die ersten 24 Stunden nach der Geburt waren unauffällig, wir gingen heim und: nichts war wie es sollte. Unsere Tochter schlief Tag und Nacht nie länger als 60 Minuten, schrie extrem laut, wirkte hellwach, schien alles wahrzunehmen mit weit aufgerissenen Augen. Der Tag fing um 4 Uhr an, um 6 Uhr waren alle bereits total erschöpft. Niemand konnte unsere Tochter beruhigen, bald traute sich niemand mehr zu, sie für eine Stunde zu hüten.
Das einzige was halbwegs half, war, mit ihr im Tragetuch zu joggen... damit begann ich 2 Wochen nach der Geburt täglich... wieder um das Schreien zu unterbrechen.
Wir verbrachten die ersten drei Jahre in einem sehr ähnlichen Modus. Die Kita beschwerte sich, die Nachbaren klagten und eine Fachperson riet uns: Sie verziehen sie total, so fordert sie mit 16 Jahren das Pferd und den Ponyhof dazu. - Wir waren konsterniert und fühlten uns alleine gelassen.
Unser Bauchgefühl liess uns sicher sein, dass ihr nichts Schlimmes fehlte, sie aber ganz intensiv wahrnahm. Mit dem Wechsel in die Schule wurde noch stärker klar, dass ihr die Geräusche zu laut, die alltäglichen, kindlichen Ungerechtigkeiten zu heftig und die Emotionen zu stark sind.
Uns fiel auf, dass sie alle Gespräche verstand, ein hohes praktisches Geschick zeigte (mit 2 Jahren baute sie Haushaltsmaschinen aus purer Neugierde auseinander und korrekt zusammen - Puzzles rührte sie nie an, las erste Buchstaben und quietschte freudig, wenn sie einen wieder erkannte. Was sie hörte, saugte sie auf wie ein Schwamm und schien es kaum je zu vergessen.
Wir waren happy mit ihr und gleichzeitig 24/7 überfordert und erschöpft.
Eine erste Untersuchung ergab einen ungewöhnlich hohen IQ. Später wurde auch eine ADHS entdeckt. Einerseits waren wir verunsichert: Was bedeutet das für ihre Zukunft? Hatten wir etwas falsch gemacht?
Andererseits fanden wir wertvolle Erklärungen und Tipps. Nach einiger Überwindung entschieden wir uns für sorgfältig gewählte Medis: Diese Kombination tat ihr und uns gut: Sie kann positive Erfahrungen in der Freizeit und der Schule machen und hat einen gesunden Stolz entwickelt.
Wir sind froh um die gute Entwicklung. Rückblickend bedauern wir schon etwas, dies in den ersten Lebensjahren nicht eingeordnet zu haben. Wir haben das beste aus der Zeit gemacht - aber ehrlicherweise - ziemlich gelitten und viel mehr gestritten als jetzt.
Heute ist unsere Tochter in der 7. Klasse, sie repariert immer noch alles im Flug und hat seinen eigenen Weg gefunden, eine enge Kollegin und ist in der Freizeit viel kreativ beschäftigt.