top of page
Farbverlauf Pastell Himmel

Kindern Zeit geben: Braucht Entwicklung (k)einen Fahrplan?

  • Mutter einer Tochter im Primarschulalter
  • 4. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

«Sie müsste doch jetzt schon…» – «Andere Kinder in dem Alter…»

Eltern wie wir hören solche Sätze oft, wenn ihr Kind scheinbar «anders» ist als andere – sei es beim Spielen, Laufen, Essen, Schlafen oder in der Schule. Doch was wäre, wenn das Tempo eines Kindes nicht ein Problem ist, sondern schlicht «sein eigenes Tempo»?

Entwicklung braucht Raum – und manchmal Mut zur Geduld.

Besonders, wenn Kinder anders wahrnehmen, fühlen und denken, als der Durchschnitt, mit dem nach wie vor so gerne verglichen wird.

Jedes Kind ist einzigartig – das wissen wir, theoretisch. Aber praktisch fällt es oft schwer, diesen Gedanken auch auszuhalten. Besonders wenn einem das so oft von aussen rückgemeldet wird… wenn der Kindergarten besorgt wirkt, wenn Freunde oder Nachbarn haben gute Ratschläge, wie man das in den Griff bekommen könnte, oder die Familie meint, man solle «endlich etwas unternehmen».

In diesen Momenten stehen wir Eltern unter Druck – und gleichzeitig mitten in einem Dilemma: Was ist denn «normal»? Und warum darf das eigene Kind nicht sein wie es ist?

Doch gerade in diesen Zeiten ist es entscheidend, dem eigenen Kind etwas Wertvolles zu geben: Zeit. Vertrauen. Und Schutz.

Viele Eltern haben vor der Geburt des Kindes klare Vorstellungen, wie das Familienleben ablaufen wird: Beruf, Alltag, Freizeit – alles möglichst organisiert. Und dann zeigt sich: Das Kind braucht mehr Zeit, mehr Unterstützung, mehr Zuwendung, vielleicht sogar Therapien. Und plötzlich passt nichts mehr zum ursprünglichen Plan.

Das kann bedeuten, dass ein Elternteil seine Arbeitszeit reduziert oder beruflich umdenkt, dass Termine, Reisen oder soziale Verpflichtungen in den Hintergrund rücken, oder dass man sich von alten Vorstellungen verabschiedet, was «einfach» und «normal» sein sollte.

Das ist nicht leicht. Das ist oft mit viel Arbeit, Trauer und dem Gefühl verbunden, nicht ausreichend Unterstützung zu bekommen.

Doch eins ist es nicht: Scheitern. Es ist Verantwortung.

Manchmal braucht es dafür nicht nur inneren Mut, sondern auch äussere Klarheit.

Zum Beispiel wenn jemand den Entwicklungsstand des Kindes kommentiert («Aber wieso kann sie das denn immer noch nicht?»), Institutionen mehr Druck machen als Hilfe zu bieten («Das sollte aber… Sie müssen eben…»), oder andere Eltern vergleichen, bagatellisieren oder sogar kritisieren.

Dann darf man als Elternteil sagen: «Unser Kind entwickelt sich in seinem Tempo – wir begleiten es mit Geduld und Fachleuten, die zu ihm passen.» «Wir haben andere Prioritäten als früher – die Gesundheit unseres Kindes kommt zuerst.»

 

Solche Sätze schützen nicht nur das Kind, sondern oft auch uns selbst – vor Schuldgefühlen, Selbstzweifeln oder unfairem Vergleich.

Denn auch Kinder, die mit besonderen Herausforderungen kämpfen – ganz gleich welche es sind – brauchen vor eins: bedingungslose Liebe. Und Eltern brauchen das auch.

Es hilft, uns mit Menschen zu umgeben, die uns unterstützen und nicht in Frage stellen. Menschen, denen wir auch zeigen dürfen, dass das anstrengend ist, ohne verurteilt zu werden. Und, es hilft uns auch, Inseln zu haben (oft nur Sekunden oder Minuten), Auf denen man Luft holen kann, um die Kraft zu haben, die es braucht, besonderen Umständen gerecht zu werden.

Vielleicht entwickelt sich dein Kind anders, langsamer oder mit Umwegen – aber es entwickelt sich. Und das ist das Entscheidende.

Du darfst Pläne loslassen, neue Wege finden und Schutzraum geben – gerade dann, wenn dein Kind ihn am meisten braucht.

Denn Entwicklung ist kein Fahrplan. Sie ist ein Weg, der Vertrauen braucht. Und Menschen, die ihn begleiten – nicht bewerten.

 
 
Workspace _edited_edited.png

Anfragen für Patienten können ausschliesslich über Ihre Haus- oder Kinderärztin bzw. Ihren Haus- oder Kinderarzt erfolgen.

Aufgrund des hohen Anfragevolumens (bis zu 30 Neuanfragen pro Tag) ist es uns leider nicht möglich, Voranfragen durch Privat- oder Drittpersonen zu beantworten.

Wir bitten um Ihr Verständnis – so können wir die medizinische Betreuung in der Sprechstunde sicherstellen.

Herzlichen Dank für Ihr Verständnis.

Jetzt online

VIVOMED

Praxis Bärn

Waisenhausplatz 28

3011 Bern

schlosser@hin.ch

VIVOMED Praxis Bärn seit 2018

bottom of page